Vanderbekes sonderbare Karriere, Strunks Humor und Das bin doch ich

Notiz 1:
Eigentlich wollte ich Birgit Vanderberkes „Die sonderbare Karriere der Frau Choi“ ausführlicher besprechen, aber am Ende hat mich die Lektüre so genervt, dass es nur zu einer Notiz reicht. Also: es fing interessant an und endete schwach. Der Sprachduktus ist eigenwillig, aber spätestens ab der 100. Seite langweilte auch er.

Notiz 2:
Heinz Strunks „Fleisch ist mein Gemüse“ ist irgendetwas zwischen Schamonis „Dorfpunks“ und „Kolks blonde Bräute“ von Frank Schulz. Sehr amüsant. Kein Lesebefehl, aber eine Empfehlung!

Notiz 3:
Mit Entsetzen habe ich von der Nominierung von Thomas Glavinics Roman „Das bin doch ich“ für den Deutschen Buchpreis gehört. Dieses Buch ist eine Zumutung. Ich bin enttäuscht.

Alessandro Piperno: Mit bösen Absichten

Mit bösen Absichten

Da gibt’s einen Italiener, 33 Jahre alt, Dozent für französische Literatur in Rom. Der schreibt ein Buch, sein erstes: Mit bösen Absichten. Eine Saga über eine jüdisch-römische Familie, ihren Auf- und Abstieg von den 30er Jahren bis hin zur Gegenwart. Der Mann heißt Alessandro Piperno. In der Fachwelt wird er schon als der neue Umberto Eco gehandelt. Dabei möchte er doch eher wie Marcel Proust klingen. Weiterlesen

Die Reiherkönigin von Dorota Maslowska

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2005 veröffentlicht Dorota Maslowska nach Schneeweiß und Russenrot ihr zweites Buch: Die Reiherkönigin. Im vergangenen Monat erschien der „Rap“ auf Deutsch. Olaf Kühl hat mit seiner Übersetzung das Unmögliche möglich gemacht: einen zutiefst verslangten polnischen Text in einen sehr interessanten deutschen transferiert.
Maslowska gewann mit dem Buch den Nike 2007, den wichtigsten polnischen Literaturpreis. Weiterlesen

Moritz von Uslar: Waldstein

oder der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005

Der in Berlin lebende 36jährige Redakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung (Hundert Fragen an …) Moritz von Uslar schreibt einen Roman über den in Berlin lebenden Journalisten und Mittdreißiger Walter Gieseking.
Also eine Autobiografie? Ja, eine Autobiografie. Oder besser ein biografischer Monolog. Über sich und das Leben einer ganzen Generation. Der Milchkaffeegeneration. Der Neonleser-Generation. Der Was-geht-Alter?-Generation. Dieses Buch beschreibt das Kreuz, das unsere Generation trägt.
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Hamburger Hochbahn von Ulf Erdmann Ziegler

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Wer dieses Buch nicht liest, verpasst eines der größten Talente deutscher Gegenwartsliteratur. Seit Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien von Frank Schulz ging kein Autor so virtuos mit Sprache um wie Ulf Erdmann Ziegler. Auch wenn das Feuilleton meint, Ziegler verstricke sich in Manierismen rund um eine langweilige Geschichte (ja, ja, das Feuilleton …), Hamburger Hochbahn hat den Deutschen Buchpreis 2007 verdient. Keine Diskussion. Weiterlesen

Doris Dörrie: Und was wird aus mir?

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Von Britta Kuntoff
Buhrufe hat sie ihr eingebracht und Kritikerschelte, wurde gar von der Zeitschrift Opernwelt 2005 zum „Ärgernis der Saison“ gewählt: Die Rigoletto-Inszenierung, die Doris Dörrie am Bayrischen Nationaltheater in München auf die Bühne brachte.
Die Filmemacherin (u.a. „Männer“, „Happy Birthday, Türke“ und „Keiner liebt mich“) scheint kein Händchen für die Umsetzung von Guiseppe Verdis Oper vom buckligen Hofnarr Rigoletto zu haben. Zumindest keines, das beim Publikum auf Wohlwollen stößt.
Und so ähnlich wird es ihr auch mit ihrem neuen Roman „Und was wird aus mir?“ gehen, bei der Verdis Geschichte wieder den Hintergrund der Handlung spielt. Weiterlesen

Es geht uns gut von Arno Geiger

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Bereits 2004 bewirbt sich der Vorarlberger Arno Geiger mit seinem vierten Roman: Es geht uns gut um den Ingeborg-Bachmann-Preis. Er geht leer aus. Erst ein Jahr später erhält Geiger, Literaturwissenschaftler und Autor, den erstmals ausgelobten Deutschen Buchpreis 2005. Seitdem spaltet der Roman die Gemüter. Das Feuilleton ist verzückt, der normale Leser gelangweilt. Weiterlesen

Die Habenichtse von Katharina Hacker

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Isabelle und Jakob begegnen sich auf einer Studentenfeier in Freiburg, schlafen miteinander und verlieren sich aus den Augen. Doch über Jahre hinweg halten sie das, was passiert ist, für etwas Besonderes. So erscheint es nur logisch, dass eine Party im Berlin der Neunziger, auf der sie sich wieder sehen können, ein Grund für Jakob ist, eine Geschäftsreise nach New York abzusagen und sich von seinem Kollegen und Freund vertreten zu lassen. Weiterlesen

Tannöd von Andrea Maria Schenkel

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Na, es wurde ja auch mal Zeit. Seit Monaten nun steht Kehlmanns: Vermessung der Welt auf Platz Eins der Spiegel-Bestseller-Liste. Man fragte sich bereits: Wird es jemals einen Autor geben, der den Liebling der Lesenation auf die hinteren Plätze verweist? Ja, es gibt jemanden. Die Debütantin Andrea Maria Schenkel pustet mit dem Hinterweltlerdrama Tannöd die Vermessung einfach weg und räumt außerdem noch schnell den Deutschen Krimipreis 2007 ab. Zwar zogen indes düstere Wolken am oberbayrischen Nachkriegshimmel auf, doch den Leser stört’s nicht: er kauft und liest und kauft und liest … Weiterlesen